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Übersichtsgrafik
Dieser Beitrag greift die Frage auf, was eine gute Beurteilungspraxis auszeichnet und wie sie sich sinnvoll gestalten lässt. Im Zentrum stehen Beispiele aus dem NMG-Unterricht von Kindergarten- und Primarschullehrpersonen. Die folgende Darstellug gibt einen Überblick, worauf es ankommt. Mit "Klick" auf die einzelnen Elemente in der Übersichtsgrafik gelangt man zu den Ausführungen.
- Praxisbeispiele: Die dokumentierten Unterrichtsbeispiele wie beispielsweise «Bäckerei» oder «Verpackungen» zeigen, wie Lehrpersonen das Beurteilen konkret handhaben. Dabei gelangen nicht nur verschiedene Möglichkeiten gelungener Umsetzungen, sondern auch Herausforderungen und Grenzen zur Sprache, mit dem Anliegen, Bewährtes weiterhin bewusst zu pflegen, sich von Lehrpersonen jeglicher Stufe inspirieren zu lassen und neuen Ideen eine Chance zu geben.
- Merkmale kompetenzorientierten Beurteilens: Das sind in der Infografik die angepinnten Zettel. Die einzelnen Merkmale bieten Orientierung für die Gestaltung der eigenen Beurteilungspraxis und für den Austausch mit andern.
- Rahmenbedingungen und Gestaltungsfreiräume: Beim Beurteilen muss man die kantonalen Vorgaben beachten und im Sinn des Professionswissens handeln. Innerhalb dieser Rahmenbedingungen bestehen grosse Gestaltungsfreiräume, die es wahrzunehmen, aber auch zu verantworten gilt. Der dargestellte Rahmen der Infografik ist dynamisch zu verstehen, er kann je nach Situation weiter oder enger sein.
Weitere Ausführungen finden sich unter «Beurteilungsmosaik» auf der folgenden Seite sowie in der Broschüre im Downloadbereich.
Pädagogisch sinnvoll
Das Beurteilen dient dem Lernen und trägt dazu bei, jedes Kind förderorientiert in seiner Entwicklung zu unterstützen. Dazu gehört u.a., jedes Kinder in seiner Eigenart zu respektieren, ihm etwas zuzutrauen, an seine Entwicklungsfähigkeit zu glauben, ihm immer wieder eine Chance zu geben und aufs Neue hinzuschauen, Fortschritte anzuerkennen und Erfolge zu ermöglichen. Im Fach NMG bedeutet «sinnvoll»: Die Auseinandersetzung mit ausgewählten Themen führt dazu, dass es jedem Kind zunehmend besser gelingt, sich eigenständig in der Welt zurechtzufinden, handlungsfähig zu werden und Verantwortung zu übernehmen.[1]
[1] Adamina und Müller 2008, S. 29.
Lernzielorientierung
Die Lernziele sind Dreh- und Angelpunkt des Beurteilens. Klare Zielvorstellungen verdeutlichen die Qualitätsansprüche und sind zur Einschätzung der Kompetenzerreichung massgebend. Die Lehrperson orientiert sich am Lehrplan und formuliert erstrebenswerte Ziele, die niveaudifferenziert dem unterschiedlichen Vorwissen der Kinder gerecht werden und individuelle Lernerfolge ermöglichen. In den Lernsituationen des Unterrichts werden die fachlichen Ziele in der Regel durch überfachliche Kompetenzen sowie auch durch allgemeine Bildungsanliegen wie politische Bildung und Bildung für Nachhaltige Entwicklung komplementiert.
Praxistauglich
Es braucht für den Schulalltag gut realisierbare Umsetzungsmöglichkeiten. Sich einer kompetenzorientierten Beurteilung anzunähern, vorgeschlagene Instrumente einzubeziehen und eigene Ideen zu entwickeln, bleibt eine lohnende Aufgabe. Es braucht dabei eine pragmatische Haltung mit dem Blick für das Wesentliche. Entscheidend ist das Qualitätsbewusstsein der Lehrperson: Worauf kommt es an? Wohin soll es gehen? Was macht guten Unterricht aus? Und entscheidend ist, dass die Lehrperson nah dran ist am Lernen der Kinder.
Transparenz
Die Lehrperson macht sichtbar, worum es geht, woran und woraufhin gearbeitet wird. Zudem wird offengelegt, wie überprüft und beurteilt wird, was in die Gesamteinschätzung einfliesst und welche Kriterien dabei massgebend sind. Gegenüber den Kindern erfolgt dies massvoll und stufengerecht. Auch den Eltern gegenüber schafft die Lehrperson in geeigneter Weise Transparenz.
In Einklang mit gutem NMG-Unterricht
Die Beurteilung muss auf den Unterricht abgestimmt sein. Die Ziele, der Unterricht und das Beurteilen sind im Sinn des Faches zu konzipieren, damit «drin ist, was draufsteht».[1] In NMG lernen die Kinder in authentischen, bedeutsamen Situationen mit Bezug zum Alltag. Die Kinder lernen die Welt wahrzunehmen, sich die Welt zu erschliessen, sich in der Welt zu orientieren und in der Welt zu handeln. Charakteristisch sind entdeckendes, forschendes Lernen, persönliches Betroffensein durch direkte Begegnung und Mitverantwortung, vernetztes Denken, philosophisches Nachdenken und die Anwendung in Alltagssituationen.[2]
[1] Diese gegenseitige Abstimmung von intendierter Performanz, Lehr- und Lernaktivitäten sowie die Art der Überprüfung von Kompetenzen wird als «constructive alignment» bezeichnet (vgl. Lötscher, Naas u. Roos, 2021, 44).
[2] Vgl. Leitende Prinzipien für guten NMG-Unterricht (Bisang, Bräm, Richli 2021)
Einbezug aller Beteiligten
Das Mehraugenprinzip und der Einbezug verschiedener Informationen ermöglicht, den Lernstand eines Kindes differenziert zu erfassen. Der Austausch unter den beteiligten Lehrpersonen wie auch Lerndialoge mit den Kindern und die Kooperation mit Eltern sind fester Bestandteil der Beurteilungskultur. In den Gesprächen mit den beteiligten Personen gilt es, Beurteilungen bewusst auf konkrete Situationen und Erfolgskriterien zurückzuführen, Beschreibung und Bewertung auseinanderzuhalten und den Bewertungsprozess kritisch zu hinterfragen. Ein gemeinsames Verständnis schafft die Basis zur Festlegung geeigneter Förderschwerpunkte und Massnahmen.
Plausible Einschätzung
Eine plausible Beurteilung vermeidet Willkür sowie sachfremde Gesichtspunkte und nutzt den Ermessensspielraum verantwortungsvoll. Die Lehrperson zeigt den Schülerinnen und Schülern bzw. deren Eltern exemplarisch und nachvollziehbar auf, wie sie zu ihrer Beurteilung gelangt. Dazu stehen die im Verlaufe des Schuljahres gesammelten, vielfältigen Kompetenznachweise sowie Beobachtungen und Erfahrungen aus der Lernbegleitung zur Verfügung.[1] Die Lehrperson sorgt für faire Bedingungen, sie behandelt die Lernenden gleich und hält rechtliche Vorgaben und Bestimmungen ein. Eine gemeinsame Beurteilungspraxis und der Austausch im Team tragen dazu bei, Beobachtungs- und Beurteilungsfehler zu vermeiden und möglichst valide und intersubjektiv vergleichbare Einschätzungen anzustreben.[2]
[1] Amt für Volksschulen Kanton Thurgau, 2021
[2] Lötscher, Naas, Roos 2021, 100
Kontext beachten
Eine angemessene Bewertung erfolgt unter Einbezug von Kontextfaktoren[1]: Sozialform, Zeitpunkt innerhalb der Unterrichtseinheit wie auch Schuljahresabschnitt, persönliche Befindlichkeit des Kindes, Ausdrucksweise, Schwierigkeitsgrad, Datenerhebung und weitere Merkmale der Situation. Gewonnene Eindrücke bleiben mit dem jeweiligen Kontext der Beurteilungssituation verwoben und werden vor diesem Hintergrund interpretiert und gewichtet. Bei der bilanzierenden Beurteilung mündet dieser Prozess in einem Gutachten der Lehrperson, was etwas anderes ist als eine Messung, bei der aus dem Bedeutungszusammenhang herausgerissene, nackte Daten mechanistisch verrechnet werden.
[1] Vgl. Didaktische Landkarte kompetenzorientierter Beurteilungsanlässe (Lötscher, Naas, Roos 2021, 85). Einige Stichworte sollen an dieser Stelle die aufgezählten Kontextfaktoren etwas näher umreissen. Sozialform: Einzelarbeit, Gruppenarbeit, Konstellation der Gruppenarbeit. Zeitpunkt: Beginn, Mitte, Ende. Befindlichkeit: familiäre Situation, Gesundheit. Ausdrucksweise: Handlung, Produkt, Sprache mündlich oder schriftlich. Schwierigkeitsgrad: wiedergeben, verstehen, anwenden. Datenerhebung: spontan oder geplante Beobachtung im Unterricht, Begutachtung entstandener Arbeiten, Überprüfung. Weiteres: Verwendung von Hilfsmitteln, Klassenatmosphäre, Tagesprogramm, zur Verfügung stehende Zeit. Etc.
Mosaik
Da Kompetenzen in unterschiedlichen Situationen sichtbar werden, sind ein breites vielseitiges Beurteilungsrepertoire und verschiedene Informationsquellen erforderlich. Eine breite Datengrundlage schafft die Voraussetzung, ein vertieftes Verständnis über das Lernen der Kinder zu erhalten und Leistungen verlässlich einzuschätzen.[1] Die einzelnen Beurteilungsanlässe sind wie Mosaiksteinchen, die zusammengesetzt ein Gesamtbild ergeben. Ein vielfältiges Beurteilungsmosaik umfasst Handlungen, entstandene Arbeiten und Aussagen der Kinder in unterschiedlichen Kontexten. Für die jeweilige Unterrichtseinheit bestimmt die Lehrperson die Komponenten des Beurteilungsmosaiks.[2] Je nach Situation ist es sinnvoll, auch die Kinder bei der Überlegung, wie sie die erworbenen Kompetenzen zeigen können, partizipativ mit einzubeziehen und gewisse Wahlfreiheiten zu gewähren.
[1] Bildungsdirektion des Kantons Zürich, VSA 2019, 4
[2] Bisang, Defila, Mathis 2021, 199
Praxisbeispiel "Wohnen" - Unterstufe
Wie sieht das eigene Schlafzimmer von oben aus? Diese Hausaufgabe ist knifflig. Einfacher geht es, das eigene Zimmer in der Schuhschachtel einzurichten und dann von oben drauf zu blicken. So gelangen die Kinder vom Modell zum selbst gezeichneten Plan. Durch spielerische Übungen erwerben die Kinder Sicherheit im Umgang mit Plänen. Diesen Prozess unterstützt die Lehrperson durch Feedback und mit Gelegenheiten zur Selbstreflexion. Die Überprüfung der Zielerreichung ist handlungsorientiert und berücksichtigt Anliegen der Differenzierung.
Praxisbeispiel "Feuerwehr" - Kindergarten
Feuer ist faszinierend, nützlich und gefährlich. Das erfahren die Kinder beim Experimentieren, beim eigenen Feuermachen im Wald, bei der Exkursion zur Feuerwehr und beim vielfältigen Spielen. Um das Feuerwehrbrevet zu erlangen, zeigen die Kinder einer Leitfigur ihr erworbenes Wissen und Können. In den anwendungsorientierten Aufgabenstellungen erfahren die Kinder «ich kann es». Das ist viel mehr wert als die von der Leitfigur überreichte Auszeichnung.
Praxisbeispiel "4 Generationen" - Kindergarten
Im Vier-Generationen-Museum auf dem Fenstersims sind Alltagsgegenstände ausgestellt. Dazu gibt es Sachinformationen und Geschichten, erzählt von Eltern, Lehrpersonen und den Grosseltern, die zu Besuch im Kindergarten von ihrer Kindheit berichten. Die Kinder lernen, reale und fiktive Erzählungen zu unterscheiden. Sie versetzen sich in die damalige Zeit und vergleichen das Spielen damals mit heute. Die Lehrperson verwendet zur Beurteilung ganzheitliche Zielbilder, was hilfreich ist, um in den verschiedenartigen und reichhaltigen Lernsituationen den Kompetenzaufbau der Kinder in pragmatischer Weise im Blick zu behalten und zu unterstützen.
Praxisbeispiel "MIttelalter" - Kindergarten
Bei der Ausgrabungsstätte im eigenen Sandkasten kommen Tonscherben zum Vorschein. Das ist etwas für Archäologinnen und Archäologen! Ihre Entdeckungen und Erkenntnisse halten die Kinder im Portfolio fest. Geschichten über Kinder im Mittelalter geben einen Einblick in den früheren Alltag auf dem Land, in der Stadt und auf der Burg und animieren dazu, ausgewählte Szenen in Spielangeboten zu vertiefen. Die Kinder durchlaufen in den eigenen Handwerksbetrieben im Kindergarten die Ausbildung vom Gesellen, zum Lehrling bis zur Meisterin. Es spornt ihren Eifer an, die Ausbildungsschritte auf dem eigenen Pergamentpapier mit Siegelstempel zu dokumentieren. Beim grossen Ritteranlass können die Eltern erleben, dass kompetenzorientiertes Lernen weit mehr ist als ein Kostümfest.
Praxisbeispiel "Verpackungen" - Mittelstufe
Was ist eine gute Verpackung? Beim Wühlen in Bergen von gesammelten Materialien gehen die Schüler:innen den Funktionen der Verpackungen auf den Grund und recherchieren zu deren Schicksal. Das Einnehmen verschiedener Perspektiven führt zu einer immer differenzierteren Antwort auf die Leitfrage. Wie gelingt es der Lehrerin, in dieser sehr handlungsorientierten Unterrichtseinheit den Lernstand der Schüler:innen zu erfassen und aufzuzeigen?
Praxisbeispiel "Mein Körper" - Unterstufe
Das Praxisbeispiel «mein Körper» beachtet die Heterogenität, indem die Kinder die Anforderungen sowie den Zeitpunkt der Überprüfung mitbestimmen. Die Sachnorm bleibt trotz Individualisierung für die Bewertung massgebend. Anhand unterschiedlich komplexer Aufgabenstellungen, vom «Wiedergeben» bis zum «Erschaffen», werden Möglichkeiten und Grenzen des Beurteilens diskutiert, denn nicht alles, was in NMG wichtig ist, lässt sich als Lerneffekt sichtbar machen und bewerten.
Praxisbeispiel "Stoffe" - Mittelstufe
Brennbarkeit, Leitfähigkeit, Löslichkeit, Härte und noch viele weitere Stoffeigenschaften untersuchen die Schüler:innen im «Labor». Wie trennt man Stoffgemische auf? Was hat das mit deren Eigenschaften zu tun? Beim Experimentieren werden die Schülerinnen und Schüler zu Stoffexperten und wenden ihr Wissen auf Alltägliches an. Bei der Wahl des richtigen Stoffes für eine Kelle oder eine Teetasse, bei der Erklärung der Abläufe in einer Kläranlage und beim selbständigen Trennen eines Stoffgemisches zeigen die Schüler:innen ihre Kompetenzen. Die Schwierigkeiten und Chancen dieses entdeckenden Unterrichts werden besprochen.
Praxisbeispiel "Römer" - Mittelstufe
Zu zweit untersuchen die Schüler:innen einen Gegenstand aus der Römerzeit, beispielsweise einen Hohlziegel einer antiken Therme. Sie bauen sich ein Sachwissen zu ihrem Themengebiet auf und führen ein Interview mit einem fiktiven Zeitzeugen, beispielsweise mit dem Bademeister Tiberius Claudius. Die Lehrperson nimmt sich u.a. der Fragen an: Worauf ist bei der Beurteilung des aufgezeichneten Interviews zu achten? Handelt es sich beim Interview um das Fach «Deutsch» oder «NMG»? Inwiefern ist die Bewertung der individuellen Leistung bei dieser intensiven Partnerarbeit möglich? Und wie kann es zeitlich gelingen, alle Tandems in ihrer Arbeit zu begleiten und auch Peerfeedback und Selbstreflexion einzuplanen?
Praxisbeispiel "Bäckerei" - Kindergarten
Die Kinder machen ihr eigenes Brot, und sie kaufen in der Quartierbäckerei eigenständig ein. Sie erleben sich dabei als «kompetent». In geeigneten Spielsituationen und mit naher Lernbegleitung wird auf diese Anwendungssituationen gezielt hingearbeitet. Anhand des eigenen Lapbooks erzählen die Kinder den Eltern von ihren Erlebnissen und was sie daraus mitnehmen. Dadurch wird neu Erlerntes vertieft und gleichzeitig transparent gemacht.
Hintergrundwissen
Eine adäquate Beurteilung kann nur durch Sachverständige erfolgen. Professionelles Beurteilen im Kindergarten und in der Schule berücksichtigt die entsprechenden Grundlagen aus Erziehungswissenschaften und Fachdidaktik.[1] Lehrpersonen verfügen über die beruflichen Kompetenzen, pädagogisch sinnvolle und fachlich fundierte Einschätzungen des Entwicklungsstandes der Kinder vorzunehmen sowie angemessene Fördermassnahmen davon abzuleiten.
[1] Die Konzeption der Beurteilungspraxis in den weiter unten ausgeführten Praxisbeispielen orientieren sich insbesondere an «Kompetenzorientiert beurteilen (Lötscher, Naas, Roos 2021) sowie an «Lerndialoge statt Noten» (Winter 2015).
Kantonale Vorgaben / Lehrplan
Der Lehrplan betont die Kompetenzorientierung beim Unterrichten und beim Beurteilen und macht stufenspezifische Anforderungen deutlich.[1]
Die konkreten Bestimmungen sind kantonal geregelt. Der Kanton Zürich stellt Lehrpersonen verschiedene Instrumente zur Verfügung, regelt u.a. das Promotionsverfahren, Elterngespräche und Zeugnis verbindlich. Insgesamt wird den Schulen und Lehrpersonen ein grosser Gestaltungsfreiraum gewährt. Beispielsweise: Die Beurteilung bezieht sich auf Lernziele, die sich die Lehrperson auf der Grundlage des Lehrplans setzt und berücksichtigt die individuellen Lernfortschritte der Kinder. Die Gesamteinschätzung stützt sich auf eine Vielzahl von unterschiedlichen Informationsquellen. Noten müssen nur im Zeugnis gesetzt werden.[2]
[1] Vgl. Lehrplan21 (Bildungsdirektion des Kantons Zürich 2017)
[2] (Bildungsdirektion des Kantons Zürich 2018 u. 2019)
Persönliche Situation / Schulhauskultur
Es bestehen stufen- und fachspezifische Unterschiede in der Art und Weise, wie die Beurteilungspraxis konkret aussieht. Am Ende der Primarstufe akzentuiert sich das Dilemma zwischen Fördern und Selektion anders als im Kindergarten. Es macht einen Unterschied, ob man als Fachlehrperson mit wenigen Stunden oder als Klassenlehrperson während der ganzen Woche mit den Kindern arbeitet. Die Ausgestaltung der Beurteilungspraxis kann auch mit der Berufserfahrung und dem Kontext der Schule zusammenhängen (Eltern, Ort, Grösse der Schuleinheit, Zusammensetzung und Grösse der Klasse etc.). Entscheidend sind zudem Abmachungen im Team, die Unterstützung durch die Schulleitung und ganz allgemein die Schulhauskultur. Schliesslich gibt es vielfältige Gründe, die Lehrpersonen veranlassen, phasenweise die Schwerpunkte beim Beurteilen so oder anders zu legen.
Wie machen es andere?
Es gibt viel Bewährtes, an das man sich halten kann. Inspirationsquellen zur Gestaltung der eigenen Beurteilungspraxis können Kolleginnen und Kollegen sein, Vorschläge aus Lehrmitteln, Beiträge aus der Literatur etc. Es lohnt sich zu schauen, wie es andere machen und es lohnt sich, neue Ideen auszuprobieren.[1]
[1] Die weiter unten vorgestellten Praxisbeispiele fokussieren NMG-Unterricht auf der Kindergarten- und Primarschulstufe. Sie dienen der Verdeutlichung allgemeiner Anliegen, zeigen Möglichkeiten im Umgang mit Herausforderungen der kompetenzorientierten Beurteilung auf und können im gemeinsamen Austausch und in der Entwicklung der eigenen Beurteilungspraxis als Referenzbeispiele nützlich sein, ohne den Anspruch zu haben, perfekt zu sein.